Das Glück dieser Erde, lag auf dem Rücken der Pferde!

Identifiziert sich ein Besitzer mit seinem Auto oder seinem Motorrad? Ja. Auf die eine oder andere Art sind sie sogar verliebt in das zweitwichtigste Lebensumfeld nach dem Wohnraum und werden auch mal um ihr Refugium beneidet. Viele glauben, dass der Arbeitsplatz der wichtigste Ort ist, weil man sich da verwirklichen kann. Aber nur wenige Menschen haben Einfluss auf die Gestaltung, Größe und Ausstattung, in seltensten Fällen auf die Lage.

Ich Liebe dich bis zum Ende deiner Tage!

Anders sieht es beim fahrbaren Untersatz aus, selbst bei einem Gebrauchten legen die meisten wert auf weitere Anpassung an die eigenen Wünsche. So frei in der Wahl ist man vermutlich nur bei der Kleidung, der Wohnung und der Ausstattung, des TV-Programms, bei der Wahl des Urlaubsziels und der Kühlschrankfüllung. Lässt man es zu, kann sich eine glückliche Beziehung mit dem Auto oder dem Motorrad entwickeln und bevor man sich versieht, ist es Teil von einem Selbst geworden.

Eins werden!

Bloss keinen Neid verursachen!

Wie ich bereits im Beitrag „Billig“ geschrieben habe, finden es immer mehr Menschen wundervoll, wenn sie nicht vorfahren, sondern einfach nur fahren. Understatement ist das Zauberwort. Nehmen sie einen Gebrauchtwagen ins Visier, dann sind nützliche Extras und Metallic-Lackierungen absolute No-Go’s. Die erste Schramme wird gefeiert und lange gepflegt, zeigt sie doch Unabhängigkeit von Überfluss und lästigem Luxus. Imponiergehabe und Prahlerei sind diesen Menschen fern, aber nur wenn es um das Fortbewegungsmittel geht.

Man gönnt sich ja sonst nichts, bis auf …

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass das Leben dieser Menschen keineswegs Understatement ist. Sie Leben in großen Wohnungen oder Häusern, legen nur die kostbarsten Gedecke auf und scheuen sich nicht den Ärmel etwas zu lüften, wenn sie mit einer kostbaren Uhr im Café oder Restaurant mit Freunden sitzen. Das KaDeWe in Berlin ist bekannt für den eher anspruchsvollen Kunden mit dem nötigen Kleingeld. Ein gut durchdachtes und funktionierendes Konzept. Wer jetzt aber durch das Parkhaus läuft, der fühlt sich nicht wie in Monaco oder Dubai. Die Besucher könnten sich fast jedes Auto leisten! Stattdessen eine farblose Auswahl von Vernunft und Langeweile, die eher ein Fähnchen Händler vorhält kurz bevor er Pleite geht.

Mehr braucht kein Mensch, alles andere wäre Luxus.

Liegt es am Elternhaus oder dem Freundeskreis, wo man aufgewachsen ist, möglicherweise auch am Partner? Hat man Angst davor, seine jahrelange neidvolle Abwertung von Besitz und Wohlstand, den man dann doch irgendwann mal erreicht hat, vor den Freunden zu verraten? In Deutschland ist es nicht selbstverständlich seinen Wohlstand nach außen Preis zu geben.

Was sollen denn die Anderen denken?

Neid kommt auf, Schwäche auch.

Rolf Eden schwebte mit seinem offenen Rolls-Royce Cabrio an den offenen Mündern und gezückten Kameras vorüber. Neidisch standen sie Jahrzehntelang am Kurfürstendamm und schauten dem Playboy von Berlin hinterher. Nicht weil sie dieses Auto haben möchten. Nein, das ist nicht der Grund. Das Problem sitzt viel tiefer. Sie schaffen es nicht, sich ihre Wünsche zu erlauben, am nötigen Kleingeld liegt es nicht. Den Kindheitstraum hat man sich abtrainiert, Bravo!

„Wollen Sie den hier anwesenden Ferdinand Porsche zum erfüllen Ihrer Träume heiraten?“ „Ja!“ „Dann erkläre ich Sie zum glücklisten Menschen der Welt.“

Warum sich nicht einfach mal etwas genehmigen? Nehmen wir mal ein Porsche-Autohaus, offen für alle und gut bestückt mit Traumwagen. Unerschwinglich war gestern, man könnte sagen vorgestern. Angefangen vom 912 zum 914 und 924, waren alle Einstiegs-Modelle für den relativ überschaubaren Kontostand. Auch der erste Boxster war quasi ein Volksporsche. Viele Menschen konnten sich den Wagen leisten: 2,5 Liter und 204 PS, Basispreis von umgerechnet rd. €40.000,-. Nein, bloß nicht, das ist doch dekadent!

Bringt nicht nur Lebensfreude, selbst als Geldanlage schlägt er so manche Aktie.

Ein damaliger Freund von mir lebte in einer 30 qm kleinen 1-Zimmer-Wohnung und war einer der ersten Kunden von Tesla in Deutschland, als das Model S herauskam. Keine Ladestation weit und breit, er nutzte sein altes Klappfahrrad für den Weg von der Mietwohnung zum abgestellten Auto. Die monatlichen Raten ließen nicht mehr viel Spielraum für andere Aktivitäten bei seinem Gehalt als Bäckereifachverkäufer. In vielen Augen ist dieses Verhalten unmöglich und verantwortungslos, manche würden ihm sogar die nötige Intelligenz absprechen. Weit gefehlt!

Einfach nur dasitzen und David Bowie geniessen.

Dieser Mann ist reicher als die meisten Superreichen, die sich durch falsch verstandene Askese das Leben sparen. Was ist schon dabei, alle 3 bis 5 Jahre die Arbeit und den Schweiß der Autobauer mit seiner Unterschrift zu honorieren? Wir sind ein Autoland, das lässt sich nicht durch permanente Blockade leugnen. Echte Geizkragen fahren ihr Auto bis es auseinander fällt, oder warten bis das H-Kennzeichen in greifbare Nähe rückt. Alle 3 bis 6 Monate stellen sie sich die Frage: Ist es schon Patina oder noch Schmutz? Sobald man nach der Autowäsche keinen Unterschied mehr erkennt, sollte es gut sein. Man kann es auch übertreiben.

Ein altes Auto voller Rost zu besitzen hat oftmals finanzielle Gründe, als Ausdruck des Understatement ist es einfach nur peinlich.

Tristesse im Kopf, zum Lachen in den Keller

Analysiert man das Verhalten im Gesamten, dann wird es nicht besser. Allgegenwärtig sind die gedeckten Farben in den Schaufenstern der Boutiquen und beliebt wie eh und jäh. Blau, Braun, Beige sind nicht nur der Ausdruck einer Gesellschaft, sie sind vielmehr auch Rettungsanker vor der Verantwortung für die eigene Person. Mitschwimmen ist heute angesagter denn je, Depressionen kann man sich wieder leisten.

Bloß nicht aus dem Schatten heraus auf einer Bühne erscheinen, muss doch niemand Wissen, dass man unter der Last nicht getroffener Entscheidungen erdrückt wird.

Besser man tut Gutes und projiziert seine Wünsche auf die vielen Spendenorganisationen. Unter Tränen und voller Mitgefühl füllt man jeden Überweisungsträger aus, der im Briefkasten landet. Diese selbstlosen Chefs der NGO’s sieht man möglicherweise demnächst an der Ampel, wie sie neben einem stehen, in dem Traum den man sich nicht getraut hat zu erfüllen.

Danke für die grosszügige Spende!

Neid ist nur ein Zeichen von Schwäche!

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